Tagesseminar zum Thema Taktische Ventilation und Rettungsbelüftung in Erlstätt
Anschaulich erläuterten zwei erfahrenen Dozenten der Berufsfeuerwehr Duisburg bei einer Fortbildung zur taktischen Ventilation am Samstag 07.04.2018 wie Lüfter im Falle eines Brandeinsatzes richtig eingesetzt werden.
Moderne Wohnräume sind hell und bieten mit ihrer offenen Bauweise viel Platz für Leben und Arbeit. Häuser, die dem derzeitigen Stand der Technik entsprechen, müssen zudem energiesparend gebaut sein. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Mehrfachverglasung der Fenster, Außenwand- und Dachdämmung, automatische Absenkdichtungen in Türen.
Die Gebäudeisolierung führt dazu, dass Brände erst in einem späten Stadium erkannt werden und die durch den Brand entstehende Wärme nicht entweichen kann. Gleichzeitig breiten sich Rauch und Flammen weiter aus. Nahrung erhält das Feuer von Einrichtungsgegenständen die größtenteils aus Kunststoff bestehend. Im Vergleich zu den früher üblichen Massivholzmöbeln verbrennt Kunststoff mit starker Rußentwicklung und zersetzt sich bereits ab Temperaturen von etwa 200°C.
Je mehr Hitze in einem Brandraum entsteht, umso stärker werden die Gegenstände im Raum thermisch aufbereitet. Dabei setzen die erwärmten Oberflächen der Gegenstände brennbare Gase frei – die sogenannte Pyrolyse tritt ein. Der vorgehenden Angriffstrupp muss mit schlechter Sicht durch Brandrauch, Hitzeeinwirkung und der ständigen Gefahr von Raum- und Rauchdurchzündung rechnen. Für das Brandobjekt und dessen Besitzer bedeuten Hitze und Pyrolyse enorme Schäden, verursacht durch heiße Rauchgase.
Um die Gesamtschadensbilanz für die Betroffenen und letztlich „unseren Kunden“ zu minimieren, gehört die mechanische Belüftung von Einsatzstellen im Fall eines Brandes daher mittlerweile zum Standard. Eine Ventilation dient nicht allein dazu, Nachlöscharbeiten zu unterstützen und das Gebäude Zimmer für Zimmer rauchfrei zu bekommen. Der Lüfter ist ein Erstangriffsgerät und nützt dem Angriffstrupp schon in den ersten Minuten bei der Brandbekämpfung: mit Teamwork und der richtigen Taktik ist sicheres, schnelles und effektives Vorgehen bei Personenrettung und Sachwertschutz möglich.
Insgesamt erlebten 30 Teilnehmer der Feuerwehren Bergen, Erlstätt, Grabenstätt, Holzhausen, Inzell, Ruhpolding, Siegsdorf, Stein an der Traun, Übersee und der Kreisbrandinspektion einen informativen und praxisorientierten Ausbildungstag.
Am Vormittag vermittelten die Ausbilder in zwei Theorieeinheiten das nötige Hintergrundwissen und erläuterten anhand von Messungen das Zusammenspiel von Lüfterleistung, Entrauchungszeit und Größe der Abluftöffnungen. Am Nachmittag ging es zur Vertiefung der verschiedenen taktischen Varianten in ein vernebeltes Gebäude. Simuliert wurde ein Wohnungsbrand. Dabei konnten verschiedene Lüftertypen mit unterschiedlichen Antriebsarten getestet werden.
Die Aufgabe der Teilnehmer im Praxisteil bestand in der Erkundung der Lage, Bereitstellung von Angriffstrupp und Gerätschaften, Setzen eines Rauchvorhangs und das Vorrücken zum Brandherd bei gleichzeitigem Belüften der Einsatzstelle. Wesentliche Erkenntnis dabei war, dass Maßnahmen sauber vorbereitet werden müssen und eine enge Abstimmung innerhalb der taktischen Einheit erforderlich ist. Gutes Teamwork und Kommunikation stellen den Einsatzerfolg sicher.
Ein besonderer Dank gilt dem Team rund um Kommandant Michael Wimmer von der Feuerwehr Erlstätt, die diese hoch interessante Veranstaltung ermöglicht haben.
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